Haar-Tutorial (Stand 2018)

Grundaufbau von Frisuren

Strähnenvarianten

Besondere Strähnenformen

Colorieren von Haaren

Haar in Action


Schöne Haare und aufwendige Frisuren sind ein Must-Have für jede Manga-Figur.

Diese Anleitung zeigt, wie ihr am besten anfangt, auf was ihr beim Zeichnen von Haaren aufpassen müsst und ein paar Tipps und Tricks, um euch das Zeichnen von bestimmten Elementen bei Frisuren zu erleichtern.

Damit ihr mein ein paar Eindrücke habt und Lust auf Haare bekommt, hier 4 Bilder meiner liebsten Haare.


Grundaufbau von Frisuren

Bevor ihr auch nur ein Haar zeichnet, solltet ihr euch den Kopf nackt vorzeichnen.
Gerade bei aufwendigeren Frisuren fällt es sehr leicht, den Überblick zu verlieren, wie weit man in den Kopf reinmalen darf oder wie weit der Hinterkopf geht. Auch wenn der Kopf am Ende komplett von Haaren verdeckt wird, erleichtert es euch doch sehr die Arbeit an den Haaren. Daher auf diesen Schritt nicht verzichten.

Zeichnet euch als nächstes euren Haaransatz ein. Bedenkt dabei, genügend Platz zu den Augenbrauen zu lassen, damit die Stirn nicht zu flach ausfällt.

Die Haare gehen immer von einem Scheitel aus, zeichnet euch diesen mit ein.
Gebt euch danach die grobe Haarrichtung vor, wie die Haare später fallen sollen. Die Pfeile geben euch am Ende eine gute Orientierung, wie ihr die einzelnen Strähnen ausrichten müsst. Sie sind eine Hilfestellung für den späteren Haarverlauf und können daher ruhig auch als Hilfslinien mit eingezeichnet werden. Dafür wurden am Ende Radierer erfunden.
Bei meinen Buntstiftbildern nehme ich auch gerne die Farbe, mit der ich die Haare anschließend grundiere und zeichne mir so den Haarverlauf in schwungvollen Strichen vor.

Macht die Linien dabei nicht völlig gerade. Der Kopf stellt eine Kugel dar, die Linien sollten gebogen um den Kopf herum verlaufen. So könnt Ihr alleine mit Eurer Haarrichtung schon Plastizität erzeugen.
In der Mitte unter dem Scheitel würden die Haare des Ponys senkrecht nach unten fallen. Je weiter Ihr vom Scheitel weggeht, umso flacher wird der Winkel der Strähnen.

Bei den hinteren Haaren zeigen die Striche vom Scheitel weg. Legt die hinteren Haare um den Ponyansatz herum. Nach oben werden die Striche etwas steiler, da die Haare auch um den Hinterkopf fallen sollen und nicht nur seitlich vom Kopf weg.

Damit steht die Grundlage für eure zukünftige Frisur. Als nächstes solltet Ihr euch Gedanken machen, wie die Frisur in ihren Grundzügen aussehen soll. Hat sie lange Haare? Hat sie einen Pony. Sind einige Strähnen kürzer als andere? Wenn Ihr Euch für eine Frisur entschieden habt, zeichnet sich Euch am besten grob schon mal vor.

Wenn Ihr keine Idee habt, könnt Ihr Euch auch in Modemagazinen oder in den Zeitschriften beim Friseur ein bisschen Anregung holen. Eurer Phantasie sind eigentlich keine Grenzen gesetzt.

Fangt beim Zeichnen wirklich mit einer einfachen Form an, verliert Euch nicht gleich in Details. So behaltet ihr am besten den Überblick, wo die Reise am Ende hingehen soll. Bedenkt dabei, wenn ihr euch die grobe Form vorgebt: Eure Haare haben immer selber Volumen, das auf dem Kopf aufliegt. Wenn ihr im Beispiel schaut, die rote Linie für die Frisur hat einen deutlichen Abstand zur Schwarzen Kopfbegrenzung.
Es macht einen Unterschied, ob ihr glatte nasse Haare habt, die eng am Kopf anliegen, oder große voluminöse Locken. Auch haben kurze Haare meist weniger Eigengewicht, stehen daher eher vom Kopf ab und sind voluminöser. Während lange Haare meist schwer sind, und daher enger am Kopf anliegen.
Plant das mit ein und lasst nicht zu knapp Platz zu eurer Kopfbegrenzungslinie. Die Haare nicht bündig mit dem Kopf abschließen lassen, das führt sonst in der Regel dazu, dass die Haare sehr anpresst wirken oder der Kopf insgesamt zu klein.

Anschließend könnt ihr die Haare detaillierter ausarbeiten.

Der Scheitel muss dabei nicht immer eine Linie bilden, es kann auch nur ein Scheitelpunkt sein, wie im folgenden Beispiel. Im ersten Beispiel war der Haaransatz auch gleich die Scheitellinie für den Pony. Man musste also nicht darauf achten, dass die Strähnen am Ende innerhalb des Haaransatzes bleiben.

Im diesem Beispiel liegt der Scheitelpunkt oberhalb des Haaransatzes.

Gebt Euch wieder Eure grobe Frisur vor, wie die Haare am Ende fallen würden.

Der Pony fällt in diesem Beispiel vom Scheitelpunkt über den Haaransatz hinaus. Wenn ihr eure Strähnen detaillierter zeichnet, müsst Ihr also aufpassen, dass die Ponysträhnen oberhalb des Haaransatzes flächig verteilt sind. Erst unterhalb des Haaransatzes dürfen Lücken zwischen den Strähnen entstehen.

In beiden Beispielen hattet Ihr immer einen Scheitel/Scheitelpunkt, von dem aus die Haare starteten. Je nach Frisur können aber auch mehrere Scheitel entstehen.

Nehmen wir mal ein kleines Mädchen, das sich Rattenschwänzchen gebunden hat.
Mit jedem abgetrennten Haarbereich entsteht ein neuer Scheitel in den Haaren. Die Scheitelpunkte in diesem Beispiel geben euch vor, wo die Zöpfe ansetzen. Die Haare laufen entsprechend auf diesen Punkt zu.


Strähnenvarianten

Nachdem ihr neun wisst, wie ihr eure Frisur grob aufbauen könnt, wollen wir auch betrachten, wie ihr sie detaillierter ausarbeiten könnt.

Einfach erklärt sind Haare nichts anderes als eine Ansammlung von vielen Strichen.

Versucht den Verlauf der Strähnen halbwegs parallel zu halten, erst kurz vor der Spitze enger zusammen laufen. Wie breit ihr die Strähnen macht, ist Geschmackssache. Breite Strähnen wirken schlichter, sehr schmale Strähnen machen die Frisur detaillierter und realistischer. Ist euer Stil insgesamt eher detailarm, dann wirken zu detaillierte Haare im Bild deplatziert. Passt es am besten den Stil, den ihr bevorzugt zeichnet, an.

Ihr müsst eure Haare nicht immer in Spitzen auslaufen lassen. Dies ist vor allem gut für sehr durchgestuftes, fransiges Haar.

Habt ihr recht gerade Schnitte, könnt ihr die Strähnen recht gerade enden lassen. Dies verleiht dem Schnitt immer etwas sehr strenges. Gebt euch eine Linie vor, bis wohin die Haare gehen sollen (blauer Pfeil) und schneidet die Strähnen dann daran ab. Ihr könnt auch ein paar Spalten einfügen, dies lockert die Haare nochmal etwas auf und bringt trotz des strengen Schnittes nochmals etwas Bewegung in die Haare.

Wenn Ihr eure Haare detaillierter ausarbeitet, achtet darauf, dass ihr die Strähnen in der Dicke etwas variiert. Nichts wirkt statischer und unnatürlicher, wenn jede Strähne die gleiche Dicke hat.

Neben der Dicke der einzelnen Strähnen könnt ihr auch noch ein paar Striche innerhalb der Strähnen einziehen. Auch dabei gilt: Variiert! Nicht jeder Strich muss die gleiche Länge haben, einige Striche komplett durchziehen, andere Striche auf halber Höhe enden lassen. Je mehr ihr variiert, umso lockerer und natürlicher wirkt das Ergebnis.
Wichtig ist: Versucht immer eine Mixtur aus langen und kurzen Strichen zu machen. Die langen Striche geben den Verlauf der Strähne vor und bringen einen gewissen Fluss in die Haare. Wenn Ihr nur kurze Striche habt, wirken sie zwar detailliert, aber auch sehr abgehakt. Der Fluss in den Haaren geht verloren. Macht eine Mixtur, dann wirken die Haare fließender und damit auch schwungvoller und dynamischer.

Wenn ihr viele Striche reinzeichnet, bedenkt dabei jedoch immer, dass jede Strähne Volumen hat, sie besteht also quasi immer aus zwei Strichen, die einen Bereich dazwischen als Strähne definieren. Eine Strähne ist nicht nur ein einzelner Strich.
Was heißt das im der Praxis? Ihr solltet am Ende immer erkennen können, welche Strähne unten liegt und welche oben.

Links seht ihr, wie sich die Striche wild kreuzen, man kann nicht sagen, welche Strähne ist oben und welche unten. Es entsteht der Eindruck als habe jedes einzelne Haar seine eigene Richtung, dies lässt die Haare wüst und unnatürlich wirken. Haare haben den Drang, sich zu einzelnen Strähnen zusammen zu schließen und damit auch eine gewisse Dicke.
In den Hilfslinien könnt ihr das noch so zeichnen, aber beim Sauber ausarbeiten, müsst ihr wirklich darauf achten, dass ihr am Ende die Strähnen deutlich abgrenzt. Kreuzen sich Striche, muss am Ende eine der beiden Strähnen verdeckt sein.

Es muss auch nicht wie in diesem Beispiel der Fall sein, dass eine einzelne Strähne einfach quer über einer anderen liegt.
Es kann auch sein, das eine Strähne komplett unter eine andere abtaucht, und damit einfach verschwindet. Wichtig ist in jedem Fall immer nur: Zeigt dem Betrachter deutlich, welche Strähne oben ist und welche unten. Nicht wild kreuzen!


Besondere Strähnenformen

Eine beliebte Form der Strähnen sind Locken.
Normale Locken könnt ihr durch einfache wellige Linien erzeugen. Beachtet dabei jedoch, dass ihr sie nicht zu willkürlich setzt.
Versucht sie annähernd parallel verlaufen zu lassen. Wenn ihr sie sehr konfus setzt, wie im linken Beispiel, dann variiert die Dicke der Strähnen sehr stark. Eine Strähne hat eine definierte Anzahl an Haaren, diese können mal breiter gedrückt sein, mal kompakter zusammen liegen, aber wenn die Dicke der Strähne zu arg variiert, wirkt es unnatürlich. Wenn ihr der Locke einen annähernd parallelen Verlauf gebt, umgeht Ihr dieses Problem.

Wichtig: Beachtet dabei wieder, sobald sich Linien kreuzen darauf zu achten, dass die Strähnen sich gegenseitig überschneiden. Gerade bei Locken müsst ihr immer schön die Übersicht behalten, welche Strähnen oben liegen und welche unten. Locken neigen sehr dazu, sich oft zu kreuzen.

Es kann auch mal vorkommen, dass sich Strähnen rumdrehen, man also quasi die Ober- und die Unterseite einer Strähne sieht.

Gerade bei Korkenzieherlocken, als auch bei Zöpfen tritt dieses Phänomen häufig auf. Stellt euch die Strähne am besten als ein Band vor und zeichnet zwei Bögen für den Verlauf der beiden Begrenzungslinien. Diese dann am Scheitelpunkt durch einen waagerechten Strich verbinden. Alle Strähnen verlaufen parallel zu diesen Bögen, allerdings nur bis zu dem Strich, dort verschwinden sie hinter den nach unten gebogenen Strähnen.

Wichtig ist, dass ihr die äußere Strähne breiter macht, sonst wäre eure Strähne nur Strichdick.
Dreht sich die Strähne rum, sieht man an der Seitenkante die Dicke des Haarbündels.


Korkenzieherlocken sind eine besondere Form von Locken. Um ihre Form nachzuvollziehen, stellt euch am besten ein Rohr vor, um den sich die Strähne drum herum legt.

Die Haare hätten einen leicht diagonalen Verlauf zur Längsrichtung des Rohres. An sich sind die Haare eine Spirale, die sich um dieses Rohr legt.
Je nachdem aus welchem Winkel Ihr auf das Rohr guckt, erkennt Ihr den runden Querschnitt. Schaut ihr frontal auf das Rohr, wirken die Querstriche sehr gerade (links). Schaut man leicht von oben oder unten erkennt man den rundlichen Querschnitt (rechts).

Im folgenden Bild seht ihr den Verlauf dieser Spirale. Blau ist dabei immer die zum Betrachter gewandte Vorderseite, grün sind die Strähnen auf der Rückseite des Rohres.

Schneidet die Außenseite der Locke nicht völlig gerade ab, sondern gebt ihr einen leicht welligen Verlauf. Nicht jede Strähne ist gleichdick, auf diese Weise wirkt es natürlicher.
Ist die Korkenzieherlocke sehr dicht, dann sieht man nur die Vorderseite des Rohres (blau). Orientiert euch bei dessen Verlauf an den blauen Strichen. Liegen zwischen den Strähnen Lücken, dann sieht man auch die Rückseite des Haarbandes (grün). Die hinteren Strähnen müssen dem Verlauf der grünen Striche folgen.

Wenn ihr den Verlauf des Haarbandes um das Rohr habt, könnt ihr die Strähne anschließend mit zusätzlichen Strichen detaillierter ausarbeiten. Hier wieder gilt: Nicht zu gleichmäßig arbeiten, Dicke und Länge der Striche variieren.

Beachtet dabei wieder, dass die Strähne nicht Strichdick ist. An der Oberseite der Strähne die letzte Linie nicht bis zum Rand ziehen, sondern etwas Platz lassen (Rote Linie).


Neben Locken sind auch geflochtene Zöpfe ebenfalls ein beliebtes Element um eine Frisur aufzupeppen. Daher möchte ich euch eine einfache Variante zeigen, geflochtene Zöpfe zu malen.

Gebt euch dazu zunächst den groben Verlauf des Zopfes vor (grüne Linie). Entlang dieser Linie macht ihr dann eine Zick-Zack-Linie. Die Verlaufslinie erleichtert es euch die Form zu halten. Gerade bei Kurven verliert man sonst bei der Zick-Zack-Linie leicht die Orientierung und macht leicht Knicke rein.

Anschließend die Zick-Zack-Linie an den Ecken in eine Richtung verlängern. Je nachdem wie dick der Zopf ist gleichmäßig nach außen verlängern.

Anschließend einfach die Enden dieser Verlängerungen durch Bögen verbinden.
Die Außenseite des Zopfes könnt ihr wieder leicht wellig machen, und die einzelnen Strähnen durch weitere Striche noch etwas detaillierter ausarbeiten.

Schon habt ihr euren ersten geflochtenen Zopf.


Colorieren von Haaren

Beim Ausmalen der Haare, sei es mit Markern, Buntstiften oder sonstigen Materialien, nicht einfach quer die Farbe drüber zeichnen. Es bietet sich an gleich ein bisschen in Haarrichtung zu straffieren. Kommt die Stiftstruktur durch, fügt sie sich so gleich in die Haarstruktur ein.

Um Haaren mit der Coloration den nötigen natürlichen Glanz zu verleihen, die Farbe nicht einfach flächig auf die Haare verteilen. Lasst ein paar Highlights frei.
Versucht es dabei nicht zu übertreiben. Am besten oben am Kopf ein Band von Highlights platzieren. Auf diese Weise erscheint gleich der Kopf auch etwas rundlicher/plastischer. Bei sehr langen Haaren ruhig auch nochmal auf halber Höhe ein Highlight ergänzen, um die Fläche ein wenig aufzulockern. Macht nicht zu viele Highlight-Bänder, dies wirkt sonst sehr leicht unnatürlich überstrahlt.

Die Stile, wie ihr die Highlights zeichnet, sind sehr vielfältig. Ich möchte euch im Folgenden zwei Varianten zeigen.
Schaut euch ruhig mal an, wie eure Lieblingszeichner das Problem lösen. Die Varianten können wirklich sehr vielseitig sein, ihr müsst Euch nicht auf die hier vorgestellten Varianten beschränken.

Eine Variante ist, die Highlights in Haarrichtung auszufransen. Dies bietet sich vor allem bei sehr detaillierten Haaren an.
Achtet darauf, dass die Zacken fließend in die Haarrichtung übergehen. Sind sie zu grob oder verlaufen quer über Strähnen drüber, wirkt es sehr leicht abgeschnitten.

Im Beispiel sind die Highlights sehr detailliert zerlegt und bilden kein durchgängiges Band. Ihr könnt aber auch das Highlight etwas flächiger lassen und nur die Kanten ausfransen.

Achtet jedoch darauf, dass die Zacken wirklich der Haarrichtung folgen.

Besonders wenn die Haare einen Bogen machen, passiert es sehr leicht, dass die Zacken an Ober- und Unterkante einfach gerade auslaufen. Dies verleiht der Haarstruktur im Bereich der Highlights ein sehr „abgebrochenes“ Aussehen.

Um das zu vermeiden bietet es sich auch an, einzelne Striche komplett durch das Highlight zu ziehen und die kürzeren Zacken daran auszurichten. So folgt ihr auf jeden Fall immer dem Fluss der Haarrichtung.

Bei recht schlichten Stilen werden die Highlights auch gerne als durchgängige Bänder gezeichnet. Die Kanten sind senkrecht zur Haarrichtung.

Versucht das Band dabei nicht zu gerade durchzuziehen, gebt ihm wieder eine leicht gebogene Form, um es an die rundliche Kopfform anzupassen. Zieht ruhig auch wieder einzelne Zacken und Striche rein, um das Ganze etwas aufzulockern.

Bei Locken bietet es sich an, Lockenweise ein paar Highlights zu platzieren. Bedenkt dabei ein bisschen darauf zu achten, wo die Erhebungen sind. Sobald ihr ein Highlight habt, sieht es nach einem Berg aus, die entgegengesetzte Biegung etwas in Schatten legen.

Im vorangegangenen Beispiel ist eine lockige Strähne jeweils mit versetzten Highlights coloriert. Sofort ändert sich die Richtung optisch, in die die Strähne gedreht ist. Vermeidet die Highlights/Berge in Richtung des Kopfes zu orientieren, sonst wirkt der Kopf eingedrückt. Die Highlights immer dort hinlegen, wo die Biegung vom Kopf weg zeigt.

Den dem vorangegangen Beispiel habe ich die Stellen, wo sich die Strähnen überlagern und in die Täler noch ein paar Schatten legt. Gerade wenn ihr die unterlagernden Strähnen etwas in Schatten legt, könnt Ihr sehr leicht Plastizität in eure Frisur bringen. Auch im Bereich von Scheiteln ruhig noch etwas Schatten legen.


Haar in Action

Um die Haare belebter wirken zu lassen oder auch um Stimmung in das Bild zu bringen, bietet es sich an, die Haare fliegen zu lassen.

Um Bewegung in die Haare zu bringen müsst ihr euch als erstes klar darüber werden, was die Haare zum Bewegen bringt, und in welche Richtung die Haare durch diese Bewegung fliegen und vor allem auch mit wie viel Kraft.

Die einfachste Form, einen Grund für bewegte Haare zu haben, ist Wind.
Sei es der Fahrwind beim Fahrradfahren, rennen etc. oder eine Luftbewegung in der Atmosphäre.
Aber auch durch bestimmte Abbremsbewegungen kann Bewegung in das Haar kommen. Beim schnellen Bremsen mit dem Auto fliegen Haare beispielsweise nach vorne. Auch bei einem Frontalen Schlag ins Gesicht können die Haare etwas nach vorne fliegen. Bei solchen Posen kann die Bewegung der Haare zusätzlich den Schwung in der Pose unterstützen. Das ist ein gutes Mittel um Dynamik in einem Bild zu erzeugen.
Im Folgenden habe ich mal ein paar spezielle Beispiele für bewegte Haare, wie sie in Bildern vorkommen können.

Im ersten Beispiel werden die Haare durch die Bewegung nach hinten geweht. Dies kann beispielsweise bei Wind von vorne entstehen. Stellt euch eine Person vor, die an der Küste am Meer steht. Oder aber ein Mädchen beim Fahrradfahren, das ihren Kopf in den Fahrtwind hält. Anwendungsbeispiele gibt es dazu massig.
Die Richtungspfeile geben die Richtung der Haare vor, in diesem Fall von vorne nach hinten.

Was passiert bei dieser Bewegung? Die Haare fallen normaler Weise locker ins Gesicht. Durch den Wind von vorne werden die Haare nach hinten gedrückt, der Haaransatz wird freigelegt.
Ich stelle den Haaransatz gerne als Zick-Zack-Linie da, nicht völlig glatt. Ihr müsst bedenken, dass er aus einzeln ansetzenden Haaren besteht, sie setzen nicht perfekt in Reih' und Glied an.

Ich habe zusätzlich noch einzelne Strähnen übers Gesicht fallen lassen, sodass das Haar etwas lockerer wirkt.

Bei den hinteren Haaren aufpassen: Auch wenn die Bewegung waagerecht ist, werden die Haare nicht völlig waagerecht vom Kopf abstehen.
Bedenkt, dass die Haare selbst auch ein Gewicht haben, und danach streben nach unten zu fallen. Dies zeigt der rote Pfeil an.
Lasst sie dazu in der Mitte leicht nach unten fallen. Zu den Haarspitzen hin ist immer weniger Gewicht unten am Haar dran, der obere Haarbereich wird folglich eher nach unten gezogen, als wie die Haarspitzen.

Wie stark ihr die Haare in die Waagerechte presst, zeigt, wie stark der Wind bzw. die Bewegung ist.
Bei einer leichten Briese werden die Haare eher dazu tendieren nach unten zu fallen, maximal in den Strähnen oder bei schmalen einzelnen, leichten Strähnen sieht man noch einen stärker beeinflussten Verlauf.

Betrachtet man stattdessen die Haare in einem Sturm oder beispielsweise bei dem Fahrtwind einer Achterbahn, dort können die Haare richtig waagerecht in der Luft hängen. Die Kraft des Windes/ der Bewegung übersteigt die Kraft, mit der die Haare durch ihr eigenes Gewicht nach unten gezogen werden, deutlich.

Ganz wichtig auch, wenn ihr die Haare in Bewegung setzt, beispielsweise durch Wind. Die Quelle wird alles erfassen, nicht nur die Haare ^.°
Ich habe schon häufig Bilder gesehen, wo mit im Wind wehenden Haaren Stimmung erzeugt werden sollte, aber man weder an der Kleidung der Figur, noch an Hintergrundelementen wie Büschen und Bäumen diese Bewegung wiederholt hat. Beachtet dies beim Einbauen auf jeden Fall, sonst kann euer Versuch, Stimmung zu erzeugen, in der Gesamtkomposition sehr schnell lächerlich wirken ^.°

Bei dieser Haltung kommt die Bewegungsursache von unten. Beispielsweise beim Sprung in die Tiefe würde dieses Phänomen auftreten.
Der Wind/Fahrtwind würde dann beim Gesicht leicht geteilt werden, sodass er zu den Außenseiten hin flacher verläuft.

Die Haare fliegen hierbei nach oben.
Der Pony vorläuft nach außen hin flacher.

Dadurch habe ich gleich den Haaransatz etwas überdeckt. Seitlich des Ponys sieht man den Haaransatz.
Die Strähnen hängen durch Ihr Eigengewicht wieder leicht durch.


Im nächsten Beispiel kommt der Wind von hinten unten.

Fragt euch immer, was ihr am Ende erreichen wollte: Wer schon mal in massig Wind gestanden hat, weiß, dass man ganz leicht vor lauter Haaren kein Gesicht mehr sehen kann. Bedenkt immer, dass das Bild am Ende noch eine gewisse Ästhetik haben kann. Wie ihr eure Haare dazu legt, hängt auch ein bisschen von euch ab, und muss nicht immer "physikalisch korrekt" sein, solange es gut wirkt ^.°

In den beiden Beispielen kommt der Wind aus der gleichen Richtung.

Im ersten Beispiel habe ich es so gemacht, dass das Haupthaar von hinten unten komplett um den Kopf herum gelegt wird. Die Haare würden auf diese Weise
noch nach oben geweht werden, geben aber noch gut Blick auf das Gesicht preis.
Die Haare, die hinten am Kopf ansetzen, müssten erst im Bogen um den Kopf herum verlaufen. Erst rechts des Kopfes würden die Haare in Windrichtung verlaufen.

Um das komplette Haupthaar um den Kopf zu legen, muss die Quelle recht stark sein.

Da die Haare, um das Gesicht frei zu lassen, hinter dem Kopf lang verlaufen, hätte man auf der rechten Seite des Kopfes Blick auf den Haaransatz. Auf der linken Seite oben am Pony wird der Haaransatz erst verdeckt.

Um es euch beim Zeichnen von haaren einfacher zu machen, fangt am besten erst mit einzelnen Strähnen an, die vorne liegen, und verdichtet die Haare beim Zeichnen dann mehr und mehr. So kommt ihr beim Zeichnen nicht so durcheinander.

Im zweiten Beispiel kommt der Wind ebenfalls von schräg unten, allerdings ist die Quelle nicht so stark, wie im Beispiel zuvor. Die Haare hängen in der Mitte sehr stark durch, werden von Ihrem eigenen Gewicht also nach unten gedrückt.
Auch gehen die Haare vom Scheitel aus erst ein Stück nach unten. Die Haare am Hinterkopf verlaufen zunächst um den Kopf herum. Der Wind erfasst also nur den unteren Teil der Haare und treibt diese nach oben.

Vor dem Gesicht gegen einzelne Strähnen entlang, um die Haare zusätzlich ein wenig aufzulockern. Ähnlich dem vorangegangenen Beispiel, habe ich auch hier das Gesicht wieder ausgelassen. Wie gesagt, fragt euch immer, was ihr erreichen wollte: Mit einem teilweise verdeckten Gesicht (Augen z.B. unter den Haaren), kann man gut Stimmung erzeugen. Wenn euch das Gesicht aber wichtig ist, legt den Verlauf der Haare lieber drum herum. Trotz Wind habt ihr als Zeichner es schließlich in der Hand, wie der letztendliche Verlauf der Haare ist.



An sich ist auf diese Weise jede mögliche Flugrichtung der Haare darstellbar. Zeichnet wie gesagt zuerst den Kopf und den Scheitel, anschließend legt euch die Haarrichtung fest.
Um Locken zum Fliegen zu bringen: Zeichnet euch zuerst ein paar gerade Linien, welche die grobe Flugrichtung der Haare festlegen. Längst dieser Hilfslinien dann die welligen Lockenlinien anordnen. Dies erleichtert euch die Übersicht zu behalten.

Ich hoffe ich konnte euch ein wenig die Angst vor dem Zeichnen von Haaren und Frisuren nehmen und vielleicht habe ich Euch auch ein bisschen Lust gemacht, Euch dieser haarigen Angelegenheit zu stellen.

Falls ihr noch Fragen habt oder gerne ein paar weitere Beispiele für Haartypen oder Frisuren wollt, kann ich auch das Tutorial gerne noch ergänzen.
Zögert nicht mich anzuschreiben ^.^